Seit einiger Zeit lässt sich am Markt für Videospiele ein besorgniserregender Trend verfolgen. Durch Minizahlungen schwinden bei Spielen, die online gespielt werde, die Grenzen zum Glücksspiel.
Gerade in Apps und Videospielen für Kinder und Jugendliche ist dies ein ernst zu nehmendes Problem. Dabei macht die Branche hiermit Milliardenumsätze. Nun warnen selbst Politiker und Experten und fordern einen größeren Schutz der Jugend.
Vergleiche zum Glücksspiel
Die Spiele mit großen Namen wie Fifa, Walking Dead, Horizon oder Metal Gear sind längst auf den heimischen Computern, Konsolen oder Smartphones angekommen. Dabei steht ein Großteil im Verdacht mit kostenpflichtigen Inhalten, unerlaubte Werbung zu machen. Wer sich ein wenig mit der Materie beschäftigt, kann schnell Parallele zum Glücksspiel finden, denn den Inhalten gegen Bezahlung sind wie Gewinne im Casino. Hinzu kommt, dass gerade bei den mobilen Applikationen mit Werbung Einfluss genommen wird, die absolut nichts mit dem eigentlichen Spiel zu tun hat. Selbst „geklaute“ Inhalte von großen Titeln der Branche als Werbung verarbeitet, scheinen an der Tagesordnung.
Immer öfter suchen aufgrund dessen Eltern von Betroffenen Beratungsstellen auf. Die Sucht der Kinder und Jugendlichen nach diesen Onlineinhalten wird immer verbreiteter. Was früher die Automaten in Spielcasinos waren, hat heute potenziell jeder in der Tasche. Besonders kritisch ist hier, dass diese Art von Glücksspiel in Deutschland verboten ist. Die Anbieter operieren aber über Plattformen vom Ausland aus, womit sie aktuell diese Reglementierung umgehen.
Auch in ganz legalen Videospielen werden zunehmend immer mehr Glücksspielelemente eingebaut. Spielexperten an der Universität Hamburg haben eine Studie erarbeitet, die sich genau mit diesen Themen beschäftigt. Dabei wurde schnell klar, dass die Spieleentwickler und die Anbieter von Glücksspielen näher zusammengerückt sind. Zudem werden in dieser Studie auch Modelle von Unternehmen untersucht, die die Marktstrukturen von simulierten eSport-Wetten und Glücksspielen beleuchtet.
Free-to-Play oder Pay-to-Win
Grundsätzlich wird in Free-to-Play und Pay-to-Win Spielen unterschieden. F2P Spiele werden durch, mitunter sehr aggressiver, Werbung finanziert. Zudem gibt es oft eine Möglichkeit, Beträge für die weitere Entwicklung zu spenden. Bei P2W Spielen ist das kostenlose Spielen des Titels oftmals ebenso möglich, wie bei den Free-to-play Anbietern. Der Unterschied ist allerdings, dass ab einem gewissen Fortschritt oder einer bestimmten Spielstufe, ohne echtes Geld kein Fortschritt mehr möglich ist. Zudem gibt es in der mittlerweile in unzähligen Spielen, egal ob F2P. P2W, Konsole oder Computer, Lootboxen. Dies sind Kisten, die Beute für den jeweiligen Titel enthalten. In diesen finden sich für den Fortschritt des Spieles benötigte Inhalte.
Da der Inhalt dieser Beutekisten auf Zufall beruht, ist es üblich, mehrere dieser Kisten kaufen zu müssen, um den Gegenstand den der Spieler benötigt zu erhalten. Auf das, was darin ist, hat der Käufer freilich keinen Einfluss. Die Items sind oft an Wahrscheinlichkeiten geknüpft. Ein Prozentwert von 0,2 ist nicht unüblich für sehr seltene Dinge. Ein klares Zeichen für Glücksspiel.
Dabei werden die Lootboxen von Kritikern auf die Pay-to-Win-Spiele zurückgeführt. Gerade Kinder und Jugendliche werden hier suchtgefährdenden Elementen ausgesetzt, die sie dazu nötigen sollen, Geld und Zeit zu investieren. Dies würde ebenfalls dem Glücksspiel ähneln.
Politik und Schutzverbände schalten sich ein
Die Lootboxen sind derweilen bei Fachleuten und Politiker angekommen und haben diese alarmiert. Bereits Ende letzten Jahres haben sich die Glücksspielbehörden der Länder mit dem Thema befasst. Vor ein paar Tagen trafen sich dann die von den Obersten Landesjugend- und Familienbehörden gebildeten Arbeitsgemeinschaften für Jugendschutz. Zudem findet Ende März eine Arbeitsgruppe Sucht der Länder, in pathologischem Glücksspiel und Lootboxen auf der Gesundheitsministerkonferenz statt.
Erste Schritte werden bereits jetzt unternommen, so wird am kommenden Mittwoch durch die Kommission für Jugendmedienschutz der Landesmedienanstalten geprüft, ob die Lootboxen eine Gefahr für die Jungend darstellen. Da die Entscheidung der Aufsichtsstelle als wegweisend für die Spielbranche gilt, wird deren Entscheidung mit Spannung erwartet.
Die Forscher der Universität Hamburg sehen diese Kisten als etwas, das nicht zwingend schlecht sein muss. Die Pay-to-Win-Mechanik hingegen sei immer problematisch. Es muss dafür gesorgt werden, dass es für minderjährige Spieler ein sinnvolles Limit gibt, damit diese nicht mit der Kreditkarte ihrer Eltern mal schnell Tausende von Euros in mobile Spiele investieren. In der Zwischenzeit gibt es zwar Sicherungen, die Jugendliche und Kinder das Bezahlen online nicht ermöglichen, dennoch bleibt das Suchtpotenzial enorm und führt nicht wenige in die Abhängigkeit.
Es ist erst der Anfang
Denn nicht nur die Lootboxen sorgen für Probleme. Der Spielfortschritt bei diesen Spielen ist gleichbedeutend mit dem Ansehen der Spieler im Vergleich mit anderen. Je mehr dieser Kisten also geöffnet werden, desto mehr Spielinhalte stehen zur Verfügung, umso weiter im Spiel kommt der Spieler. Gerade Kinder, die sich mehr noch als Erwachsene mit anderen vergleichen, kann das zu einer gefährlichen Situation führen.
Selbst Hardliner fordern Regelungen und ein Verbot von Sportwetten, die auf Minderjährige abzielen. Ähnliches, das für Spielcasinos gilt, sollte auch im Onlinebereich seine Gültigkeit haben.