Eine Gruppe von Denkmalschützern für Videospiele benötigt für den Erhalt alter Online Spiele legale Repliken von Servern bereits abgeschalteter Spiele. Unter ihnen ist das Videospiel-Museum MADE. MADE ist das erste und einzige Videospiel Museum der Welt. Es beherbergt über 5.300 spielbare Spiele. Es handelt sich um eine gemeinnützige Organisation, die der Öffentlichkeit die Geschichte der Videospiele, sowie die Herstellungsart näherbringen möchte. Erklärtes Ziel von MADE ist es, die nächste Generation der Video-Spiel-Entwickler zu inspirieren. Die Spiele-Industrie vermutet hinter dieser Absicht eine Gefährdung ihres Geschäfts: Damit würden urheberrechtliche Inhalte gestohlen und in erster Linie diene dieses Vorhaben nur dem Zweck den schmalen Grat zwischen der Bewahrung des Spiels und dem freien Zugang für die Öffentlichkeit zu verwischen.
Erhalt der Video-Spiele durch Ausnahmeregelungen möglich
Zur Zeit befasst sich das US Copyright Office mit diesem Fall. In der Vergangenheit sei eine ähnliche Bereitstellung von Spielen möglich gewesen. Im Jahr 2015 wurde Spielern und Forschern erlaubt durch eine limitierte Ausnahmeregelung technologische Maßnahmen, bereits herunter gefahrener Server, zu umgehen. Alle drei Jahre werden diese Ausnahmeregelungen erneut geprüft und gegebenenfalls geändert.
Streit um die Spielbarkeit der Spiele
Das bestehende Gesetz erlaubt leicht die Erhaltung für lokale Multiplayer Games und LAN-Titel. MADE fordert nun, dass das Gesetz den technologischen Änderungen angepasst werden muss. Denn viele, wenn nicht sogar fast alle heutigen Multiplayer-Games, sind nur über zentral kontrollierte Online-Server spielbar. Wenn nun also diese Server heruntergefahren werden, würden jene Online-Spiele zu „digitalem Staub“, wie MADE es formulierte. Somit werden sie nutzlos für Büchereien, Museen und andere Gruppen, die diese Spiele für nachkommende Generationen erhalten wollen.
Die Entertainment Software Association (ESA), die viele große Spielehersteller repräsentiert, verweist darauf, dass für dieses Vorhaben, sehr viel mehr von den Spielen öffentlich gemacht würden müsste, als jemals für die Öffentlichkeit vorgesehen war. MADE hält dagegen, dass es nur um die Spielbarkeit der Spiele an sich geht, die normalerweise unter fairen Ausnahmebedingungen erlaubt sind.
Das bloße Ansehen von Videos und das Lesen von Beschreibungen stillgelegter Spiele sei für Forscher zu wenig. Für Studien anthropologischer Art, psychologische Experimente und kulturelles Verständnis könnte das Nachspielen vieler dieser Spiele förderlich sein. Sogar Design Studenten könnten so ein besseres Verständnis für die technischen Einschränkungen, die es zu überwinden galt, entwickeln.
Dieses Argument sei laut ESA mit erheblicher Skepsis zu bewerten. Bisher wurde in der Erhaltungsarbeit von MADE kein Beispiel seriöser wissenschaftlicher Arbeit zitiert. Auf der MADEs Webseite hingegen würde das öffentliche Freizeitspiel sogar dominieren.
Ein Markt für Online Games ohne Support gebe es nicht
Laut MADE würde es keinen Markt für nichtspielbare Online-Games ohne Support geben. In dem Moment, in dem der Herausgeber eines Spiels die zugehörigen Server herunterfährt, würde er den Markt für jenes Spiel freigeben. In erster Linie geschehe dies, da der Herausgeber nach eingehender Prüfung keinen finanziellen Wert in dem Spiel mehr erkennen kann.
Die ESA kontert hingegen, es liege allein im Ermessen des Besitzers der Copyright-Rechte eines jeden Spiels, ob ein Spiel abgebrochen wird oder in einer Neuauflage erscheint. Nur, weil ein Online-Server für den Moment heruntergefahren ist, bedeutet es nicht, dass der Hersteller ihn nicht in Zukunft wieder für eine Monetarisierung herstellen würde. Das Herunterfahren eines Servers bedeute nicht, dass dieser keinen Nutzen mehr habe. Der Spiele-Hersteller hält sich die Möglichkeit offen, die Server in Zukunft für eine Monetarisierung anderer Art wiederherzustellen. Diese Art der Erneuerung sei zwar rar, habe es jedoch bereits gegeben bei Star Wars Battlefront 2 und bei Blizzards Restaurierung von „Vanilla“ World of Warcraft.
In der Unterhaltungsbranche, speziell Spielfilm, TV, Programmierung und Tonaufnahme, sind Wiederveröffentlichungszyklen schon immer gang und gäbe gewesen. Die Bereitstellung der Server Repliken vergleicht die ESA mit der Einstellung eines Kabelkanals, bei dem sich anschließend Büchereien und Fans zusammentun, ihre Kopien miteinander vernetzen und so wiederherstellen, dass der Kanal in seiner ursprünglichen Form dem Zuschauer wieder zugänglich sei. Laut ESA würde MADE nichts anderes beabsichtigen.
Multiplayer-Zugang zu alten Spielen ist ein finanzielles Risiko
Die Hersteller befürchten, wenn sie Multiplayer-Zugang zu diesen alten Spielen wieder herstellen würden, wäre die Bereitschaft der Zielgruppe, die neuen Veröffentlichungen zu kaufen, geringer.
Die eine Seite wünscht sich begrenzten, privaten Zugang zu historischem Gameplay – die andere Seite sieht darin ein Schlupfloch für haltloses öffentliches Online-Gaming. Wo die eine Seite keinen Markt mehr für die alten Spiele sieht, befürchtet die andere Seite, ihr könne durch die Bereitstellung der Server Repliken Geld entgehen.
Es wird in den kommenden Monaten weitere Anhörungen zu diesem Thema geben.